Nachlese zur TecCon 2017 in Kassel

von Holger Hespelein

Konferenz der Citrix-Community im Zeichen der Transformation 

Zwei Tage lange traf sich auch in diesem Jahr die Deutschsprachige Citrix User Group (DCUG) in Kassel: Auf der TecCon 2017 am 13. und 14. November diskutierten fast 200 IT-Experten von Unternehmen, Dienstleistern und Technologieherstellern über aktuelle Entwicklungen im Citrix-Umfeld. Die Veranstaltung zeigte: Die Citrix-Community im deutschsprachigen Raum vernetzt sich immer stärker – und wünscht sich noch mehr direkten Austausch mit dem Hersteller.

„Community as Opportunity“ lautete erneut das Motto der von der textor IT veranstalteten TecCon im Kongress Palais Kassel. Inhaber Roy Textor gründete seinerzeit die DCUG; seit dem laufen beim Citrixpartner textor IT die Fäden für alle Aktivitäten der DCUG und der TecCon zusammen. In diesem Jahr nutzte auch Dirk Pfefferle die Gelegenheit zum Networking mit Kunden und Partnern. Der Geschäftsführer von Citrix Systems Deutschland war beeindruckt von der Atmosphäre des Community-Events, musste in der Talkrunde am Abend aber auch einige Fragen beantworten: Wie sieht die Produkt-Strategie von Citrix für die nächsten Jahre aus? Wie will Citrix künftig mit Microsoft zusammenarbeiten? Wie werden Technologien wie App Layering und Workspace Environment Management weiterentwickelt? Die TecCon-Teilnehmer wünschten sich von Pfefferle unter anderem mehr Einblicke in die Roadmap und besseren Zugang zu den Produktverantwortlichen. Der Citrix-Manager versprach, die Zusammenarbeit auf regionaler Ebene zu intensivieren und neue Community-Aktivitäten für 2018 anzustoßen.

Organisatorisch und technologisch hat sich bei Citrix im vergangenen Jahr einiges getan. Insbesondere die Citrix Cloud rückte immer stärker in den Fokus. Die DCUG-Experten auf dem TecCon-Podium waren sich einig, dass Citrix seine Cloud-Strategie konsequent weiterverfolgen muss – und dies mit mehr Tempo als bisher. Citrix Technology Professional Dr. Bernhard Tritsch räumte aber auch ein: „Es ist alles andere als trivial, eine über 30 Jahre gewachsene Technologie auf eine neue Plattform zu heben.“

 

Der digitale Wandel betrifft alle

Der Transformationsprozess, in dem Citrix sich befindet, ist letztlich symptomatisch für die gesamte Branche. Durch Digitalisierung und Cloud verändert sich die Rolle der IT grundlegend. Sowohl die Hersteller als auch die IT-Verantwortlichen und Administratoren in Unternehmen müssen sich auf diesen Wandel einstellen. „Die neuen Herausforderungen machen es wichtiger denn je, über den Tellerrand zu schauen, sich auszutauschen und von anderen zu lernen“, so Dirk Pfefferle zum Auftakt der TecCon.

Genau diesen Anspruch erfüllte die zweitägige Konferenz in Kassel. Die DCUG hatte auch in diesem Jahr eine abwechslungsreiche Agenda mit drei parallelen Vortragsreihen zusammengestellt. Fast 30 technische Sessions standen auf dem Programm – darunter zahlreiche Anwenderberichte, Live-Demos sowie Vorträge von Herstellern und Beratungsunternehmen.

Die Teilnehmer konnten sich so umfassend über neue Entwicklungen im Citrix-Umfeld informieren und konkrete Hilfestellungen für ihre Projekte mitnehmen. Vom perfekten Sizing einer NVIDIA GRID-Umgebung über Best Practices zum Drucken im VDI-Umfeld bis zu Security-Strategien für XenApp und XenDesktop wurden viele Themen beleuchtet, mit denen sich Citrix-Administratoren im Alltag auseinandersetzen müssen.

 

Technischer Tiefgang und neue Impulse

Auch in diesem Jahr brachten die TecCon-Referenten viel technisches Hintergrundwissen aus der Praxis mit. Jan Hendrik Meier, IT-Architekt bei der Grimme Landmaschinenfabrik, zeigte beispielsweise im Detail auf, was bei der Implementierung einer produktiven High-End-Infrastruktur für virtuelle CAD-Arbeitsplätze zu beachten ist. Der Autor mehrerer Fachbücher wies dabei anhand konkreter Benchmarks nach, dass die häufig empfohlenen Tesla P40-GPUs von NVIDIA bei der CAD-Virtualisierung nicht immer die beste Wahl sind. Mit Tesla P4-GPUs lassen sich teilweise mehr Anwender pro Server unterstützen – und dies bei deutlich geringeren Kosten.

IT-Experte Andreas Nick gab in zwei Sessions fundierte Einblicke in die Anwendungsvirtualisierung mit App-V. Die Technologie ist seit Windows 10 und Windows Server 2016 fester Teil des Betriebssytems und wird damit von Microsoft  langfristig unterstützt. Dennoch wissen viele Citrix-Anwender noch immer zu wenig über die Einsatzmöglichkeiten und praktischen Vorteile der Anwendungsvirtualisierung. Andreas Nick erläuterte daher Schritt für Schritt, wie Administratoren mit App-V Software-Pakete erstellen, testen und hochverfügbar für unterschiedliche Umgebungen bereitstellen können.

Viele neue Impulse kamen aus dem Ökosystem der Citrix-Technologiepartner. „Zauberei mit FSLogix“ lautete etwa der Titel einer Session. Anschaulich wurde demonstriert, wie smarte Filtertreiber typische Herausforderungen in XenApp-/XenDesktop-Umgebungen lösen. Durch Anwendungsmaskierung lässt sich unter anderem die Anzahl der Golden Images erheblich reduzieren. Zudem können mit FSLogix alle Funktionen von Office 365 auch in nicht-persistenten Remote Desktop- oder VDI-Umgebungen performant genutzt werden. Spezielle Office 365-Container beschleunigen zum Beispiel die Suche in Outlook und verbessern die Performance von OneNote und Skype for Business.

Auf großes Interesse stießen auch die neuesten Entwicklungen von ControlUp. Die Monitoring- und Analyse-Software des Herstellers ermöglicht es, die Gründe von Performance-Problemen in Citrix-Umgebungen schnell zu identifizieren und zu beheben. Alle Prozesse und Aktivitäten lassen sich in Echtzeit in einer konsolidierten Ansicht überwachen – vom Hypervisor bis zu einzelnen Benutzerverbindungen. Die aggregierte Darstellung mit Ampelsymbolen vereinfacht das Troubleshooting, da Administratoren alle relevanten Zusammenhänge auf einen Blick erkennen. Anschließend können sie Aktionen wie das Beenden eines fehlerhaften Prozesses direkt aus dem Dashboard heraus ausführen.

 

IT-Sicherheit im Fokus

Zahlreiche Vorträge auf der TecCon 2017 befassten sich mit neuen Sicherheitstechnologien – einem Schlüsselthema für die digitale Transformation.

Experten von Prianto stellten in der Keynote am zweiten Tag die Endpoint Security-Lösung Webroot SecureAnywhere vor, die speziell für virtualisierte Umgebungen entwickelt wurde. Das schlanke Antivirus-System von Webroot benötigt keine lokalen Signatur-Updates und arbeitet nicht Pattern-, sondern Hash-basiert unter Nutzung von Cloud-Intelligenz. Dieser Ansatz ermöglicht einen schnelleren und effektiveren Schutz – auch vor bisher unbekannten Bedrohungen.

Um kontextbasierte Sicherheit ging es in der Session mit deviceTRUST. Mit der Software können Citrix-Kunden mehr als 400 unterschiedliche Eigenschaften des Endgeräts und des Benutzers in die Remote-Sitzung übermitteln und dort weiterverarbeiten. deviceTRUST hält diesen Kontext stets aktuell und kann auf jede kritische Veränderung mit definierten Aktionen reagieren. Damit erleichtert es die Lösung, gestiegene Sicherheit- und Compliance-Vorgaben an digitalen Arbeitsplätzen zu erfüllen.

Eine innovative Lösung für die Mehrfaktor-Authentifizierung präsentierte John Spencer von Veridium. Die 4-Fingers-TouchlessID-Technologie des Unternehmens lässt sich mit jedem beliebigen Smartphone nutzen und ist deutlich präziser als andere biometrische Verfahren. „A password is a thing of the past“, unterstrich Spencer, der zuvor rund 15 Jahre für Citrix gearbeitet hatte. Über 180 US-Dollar koste im Durchschnitt ein Helpdesk-Call wegen eines vergessenen Passworts – mit sicherer biometrischer Benutzerauthentifizierung könnten Unternehmen diese Kosten einsparen.

 

XenApp und Desktop: On-Premise oder in der Cloud?

Neben den Vorträgen der Technologiepartner kamen auch die Citrix-Kernprodukte auf der TecCon 2017 nicht zu kurz. Ronald Grass, Senior Systems Engineer bei Citrix, gab einen Überblick über die Neuerungen der letzten XenApp-/XenDesktop-Releases. Im Mittelpunkt standen dabei die HDX Adaptive Transport-Technologie, neue Sicherheits- und Managementfunktionen sowie erweiterter Hardware- und Software-Support. Derzeit veröffentlicht Citrix etwa einmal pro Quartal ein sogenanntes ‚Current Release’ mit aktuellen Funktionen. Seit dem Sommer steht mit XenApp/XenDesktop 7.15 zudem ein neues Long Time Service Release zur Verfügung, das mit Extended Support bis zum Jahr 2027 unterstützt wird.

Kontinuierliche Produkt-Updates erhalten heute Citrix-Kunden, die XenApp oder XenDesktop bereits als Services über die Citrix Cloud beziehen. U.a. wurde auf der TecCon über Erfahrungen bei der Einrichtung einer Citrix Cloud-Umgebung berichtet und die Unterschiede zur klassischen Citrix-Architektur erläutert. Lobend wurde dabei vor allem die Leistungsfähigkeit der Citrix Smart Tools erwähnt. Werkzeuge wie Smart Check, Smart Migrate oder Smart Build entlasten Administratoren bei alltäglichen Aufgaben und lassen sich sowohl für Cloud-basierte Citrix-Umgebungen als auch für On-Premise-Installationen nutzen. Mit Smart Tools kann innerhalb einer Stunde ein kompletter PoC für XenApp/XenDesktop eingerichtet werden.

 

Austausch und Ausblick

Was unterscheidet die TecCon von anderen IT-Konferenzen? Zum einen sicherlich der sehr lebendige Austausch zwischen den Teilnehmern: Citrix-Anwender, Berater und Vertreter der beteiligten Hersteller diskutierten bis spät am Abend über neue

Lösungsansätze für virtuelle Desktop- und Anwendungsinfrastrukturen. Zum anderen geht es auf der TecCon etwas ungezwungener zu als auf klassischen Firmen-Events. Als zwei Vortragsslots wegen Krankheit der Referenten frei wurden, entschieden sich zwei Teilnehmer spontan, diese mit eigenen Sessions zu füllen. Dieser „Barcamp-Ansatz“ könnte auch anderen IT-Veranstaltungen gut tun. Nicht zuletzt bietet die TecCon immer viel Raum für Zukunftsthemen. So blickte etwa Thomas Remmlinger, Senior GRID Solution Architect bei NVIDIA, hinter die Kulissen aktueller Deep Learning-Ansätze. Er zeigte auf, wie künstliche Intelligenz immer größeren Einfluss auf unseren Alltag nimmt – und welche Anwendungsmöglichkeiten heute und in Zukunft denkbar sind.

Die TecCon 2017 machte auf jeden Fall Lust auf eine Neuauflage im kommenden Jahr. Initiator Roy Textor nannte noch keinen genauen Termin für die TecCon 2018, deutete aber an, „dass das Wetter in Kassel dann etwas sommerlicher sein könnte.“